1 Einleitung
Vietnam? Kambodscha? Herrscht da nicht noch Krieg? Liegen da nicht überall Minen rum? Wie kann man Urlaub in einem Krisengebiet machen?
Das sind die Fragen, die einem überrascht gestellt werden, wenn man vom Reiseziel Vietnam/ Kambodscha erzählt. Kennengelernt habe ich zwei Länder mit freundlichen, aufgeschlossenen Menschen, einer jeweils großartigen Kultur und faszinierenden Landschaften.
Vietnam, ein Land in Aufbruch, sicher zu bereisen und mit vielen Kontrasten. Kambodscha, eines der ärmsten Länder der Welt, mit überaus freundlichen Menschen und einzigartigen Tempelanlagen, geprägt von einer grausamen jüngeren Geschichte.
Die Tour wurde von Djoser organisiert, führte mich von Hanoi
über Hue, Da Lat, Saigon, dem Mekong Delta und Phnom Penh nach Angor und dauerte 26 Tage.
2 Hanoi und Bergdorf
Nach durchzechter durchwachter Nacht ging es morgens um kurz vor 3:00 Uhr los. Zuerst mit dem ICE von Aachen nach Frankfurt, dann mit Singapore-Airlines nach Singapore. Der erste Gang in Singapore führte dann zu einem der größten Anziehungspunkte der Stadt: der Raucherterrasse. Nachdem man den vertrauten Schock der extremen Luftfeuchtigkeit verdaut hat, gab man sich dem Genuß einer ersten Zigarette nach langer Reise hin.
Anschließend ging es dann weiter mit Vietnam-Airlines nach Hanoi, der Hauptstadt Vietnams.
Am Flughafen hat sich dann die kleine Reisegruppe zusammengefunden, mit der ich die Reise antrat. Sieben Personen aus ganz Deutschland, zusammen mit einem Guide aus Deutschland und einem Guide aus Vietnam.
Zwei Guides für sieben Leutchen, mag sich mancher fragen. Nun, ist man in Vietnam in einer organisierten Gruppe unterwegs, muß man noch einen Guide der staatlichen Reiseagentur hinzunehmen. Aber keine Angst, der vietnamesische Guide versuchte nicht, uns von den Vorzügen des Sozialismus zu überzeugen. Er war ein patenter Kerl, vielleicht haben wir aber auch nur Glück gehabt.
Der erste Eindruck von Hanoi ist neben der fast überall im Lande vorherrschenden Schwüle die Massen an Mopeds. Die Betonung liegt auf Mopeds. Motorräder sind kaum zu sehen. Aber dichtester Verkehr voller Mopeds, das ist ein Anblick, der sehr exotisch war. Exotisch ist es auch, wenn man eine vielbefahrene Strasse überqueren will. Auf eine Lücke zu warten, hat keinen Zweck. Es gibt keine! Also begiebt man sich todesmutig auf die Strasse, und überquert sie langsam. Wichtig ist, keine ruckhaften Bewegungen zu machen, oder gar zurück zu gehen! Dann fahren alle Mopeds um einen herum, und man kann halbwechs sicher auf die andere Strassenseite gelangen. Erleichtert wird die Strassenüberquerung aber auch durch die geringe Geschwindigkeit, mit der die Mopeds unterwegs sind. 40 km/Std sind das höchste der Gefühle. Keiner heizt, alles ist im Fluss.
Ist man auf der anderen Strassenseite angekommen, fühlt man sich aber dennoch manchmal wie der kleine Bruder von Superman.
Nachdem wir uns alle nun etwas von der Anreise erholt hatten, sind wir zunächst einmal abends zusammen Essen gegangen. Dabei durften wir dann mehrmals das oben beschriebene Überqueren von Strassen üben - in der verschärfen Form: BEI NACHT!
Beim Rückweg vom Essen haben wir übrigens altbekanntes gesehen: einen Hot-Dog-Stand. Dieser Stand hatte allerdings echte heiße Hunde im Angebot. Strange....
Man muß aber in Vietnam keine Angst haben, daß man irrtümlich einmal Hund am Spieß serviert bekommt. Hund gilt als Delikatesse, und wird nur in manchen Essensstuben und auf speziellen Wunsch hin aufgetischt!
Essensportionen in Vietnam: Essen ist in Vietnam sehr preiswert, etwa 1-2 Euro pro Hauptmahlzeit. Leider sind die Portionen für hungrige Langnasen meist etwas knapp bemessen. Falls man Vietnam bereisen möchte, richte man sich also darauf ein, jeweils zwei Portionen bestellen zu müssen. Das mag dann für manchen Einheimischen etwas gefräßig aussehen, ist aber besser, als den lieben langen Tag mit knurrenden Magen rumzulaufen.
Am nächsten Tag ging es gut erholt auf Entdeckungtour durch Hanoi. Zunächst fuhr die ganze Gruppe mit Rikschas über die Altstadt zum Ho Chi Minh-Mausoleum.
Die Altstadt mit ihren vielen Farben und den Ständestrassen beindruckte durch ein geschäftiges Treiben. Jede Strasse ist von einem bestimmen Stand beherrscht. In der einen Strasse kann man nur Kleidung kaufen. In der anderen Strasse gibt es nur Spielzeug. Die nächste Strasse ist dem religiösen Bedarf gewidmet, usw.. So kann man gut Waren und Preise vergleichen. Aber wehe dem, der einen Einkaufszettel mit unterschiedlichsten Waren dabei hat. Da heißt es gut zu Fuß zu sein...
Am Ho Chi Minh-Mausoleum ließen wir es uns nicht nehmen, Onkel Ho, wie er überall genannt wird, einen Besuch abzustatten. Sieht schon merkwürdig aus, wie er da in seinem Bettchen von schummrigen Licht angestrahlt liegt. Leider ist kein Foto erlaubt, man muß den Fotoapperat schon am Eingang des dazugehörigen Parks abgeben.
An der nahe gelegenen Ein-Säulen-Pagode hat sich dann die Gruppe getrennt, und jeder hat auf eigene Faust Hanoi entdeckt. Dieses "Auf eigene Faust" war von nun an fester Bestandteil der Reise.
Ich machte mich auf den Weg zurück Richtung Altstadt, lief um den zentralen und sehr schön gelegenen Hoan Kiem-See, und machte mir einen gemütlichen Nachmittag. Dabei kam es zu einer merkwürdigen Begegnung mit einem Transvestiten, dem ich nur mit Mühe entkam. Näheres hierzu nur auf Nachfrage!!!
Am Abend war dann ein Muß von Hanoi, das Wasserpuppentheater, angesagt. Bei fremd klingender Musik wurde ein buntes Puppenspiel aufgeführt.
Am nächsten Tag ging es dann in ein Bergdorf der Muong, einem der vielen Völker Vietnams südwestlich von Hanoi, in dem wir eine Nacht verbringen sollten. Die Kontrast zwischen dem umtriebigen Hanoi und der beschaulichen Ruhe in dem Dorf war extrem, ebenso wie die unterschiedlichen Lebensverhältnisse. In Hanoi genießen viele einen bescheidenen Wohlstand. In einem Bergdorf dagegen ist die Armut greifbar. Das Dorf lebt fast autark von Reisanbau und Viehzucht. Einige wenige, staatlich kontrolierte Touristenbesuche bringen etwas Nebenverdienst ein. Der Lohn eines ganzen Arbeitstages beträgt oftmals nicht mehr als einen US-Dollar. Was aber auffällt, ist das positive Lebensgefühl der Bewohner. Man besitzt nicht viel, aber man hat sein Auskommen.
Geht man durch das Dorf, wird man fast an jeder Hütte zu Schnaps und grünem Tee eingeladen. Ist man dann in einer Hütte, wird Konversation betrieben. Dies ist aber mit ein paar Schwierigkeiten verbunden, da niemand die Sprache des Anderen versteht. Zur Not muß dann auch mal ein neuer, selbstgebrannter Schnaps über die stockende Konversation hinweghelfen. Liegt es an dem Geschmack oder an den Prozenten? Oftmals ist man nach einem Schluck erst einmal zwangsweise zum Schweigen verurteilt.
Gerne sieht es die Gastgeberin dann auch, wenn man ihr etwas Handarbeiten für wenig Geld abkauft.
Nach leidlich durchgeschlafener Nacht im Aufenthaltsraum des Dorfanführers, Oropax waren sehr hilfreich, ging es am nächsten Morgen wieder zurück nach Hanoi. Dort freute sich eine verweichlichte westliche Reisegruppe erst einmal auf die Duschen.
Der restliche Tag wurde dann von mir zu weiteren Entdeckungstouren durch Hanoi genutzt. Dabei zog es mich neben einem Ausflug zum Museum für Ethnologie in erster Linie wieder in die Innenstadt um den Hoan Kiem-See und die Altstadt, wo ich inzwischen auch das gute vietnamesische Bier zu schätzen wußte.
Für Insider: Ein landesweit erhältliches Bier trägt den Namen "Ba Ba Ba". Es schmeckt aber nicht so, wie der Name vermuten läßt. "Ba" heißt "3", also halte man stets Ausschau nach Dosen oder Flaschen mit der Aufschrift "333". Für preisbewußte: Flaschenbier ist billiger als Dosenbier. Aber: Auf Flaschen wird in Gegensatz zu Dosen ein Pfand erhoben!
3 Halong-Bucht
Am nächsten Tag stand die Abreise nach Nordosten zur Halong-Bucht an, einem der größten Naturschauspiele weltweit. Diese Gegend, die fest in der Hand chinesischer Neureicher ist, gehört seit 1994 zum UNESCO-Welterbe. Dieses faszinierende Landschaft mit ihren 3000 Inseln haben wir dann am folgenden Tag mit einem gecharterten Boot einen ganzen Tag lang erkundet.
Den ganzen Tag war relaxen angesagt. Wir schipperten an den Inseln vorbei, und genossen die Landschaft.
Fast alle Inseln stehen unter Naturschutz und dürfen nicht betreten werden. Lediglich eine Hand voll von ihnen stehen zur Besichtigung frei. Auf diesen Inseln kann man dann Grotten betreten oder die Aussicht genießen.
Mit etwas Glück kann man auch einen Schwarm fliegender Fische bewundern. Mit nochmehr Glück ihn auch fotografieren!! Ich leider nicht.....
Kulinarisches: Dass Chinesen alles essen, was kreucht und fleucht, ist bekannt. Sie haben aber auch bei den Getränken keine Hemmungen. In einem Supermarkt fand ich ein Getränk namens "Bird's Nest", abgefüllt in einer wirklich sehr schönen Dose. Als ich an der Kasse bezahlen wollte, grinste mich die Verkäuferin ungeniert an. Genauere Untersuchungen ergaben, daß dieses Getränk Spuren von Speichel und Reste von Kot einer bestimmten Vogelart enthält. Unter Chinesen gilt dieser Kot als potenzfördernd, sodaß viele diese Flüssigkeit literweise in sich rein schütten. Das eine Langnase solch eine Spezialität kauft, hatte die Verkäuferin wohl erst selten gesehen.
Ich nahm die Dose als Kuriosum mit nach Hause, wo sie einen Platz in meiner Vitrine fand. Leider fand sich bisher niemand, der einen herzhaften Schluck probieren wollte.
4 Zentralvietnam
Nach dem Ausflug zur Halong-Bucht ging es zurück nach Hanoi, um mit dem Flugzeug nach Hue, der alten Kaiserstadt von Vietnam, zu fliegen.
Am Flughafen von Hanoi dann ein merkwürdiges Geschehen: Ein US-Militärflugzeug holte Gebeine gefallener US-Soldaten aus dem Vietnam-Krieg ab. Alle paar Wochen oder Monate wiederholt sich dieses Schauspiel, und es werden wieder Urnen neu gefundener Gefallener in die USA geflogen.
Der Rest des Tages wurde dazu genutzt, die Zitadelle von Hue zu besichtigen, in der bis ins letzte Jahrhundert der Kaiser von Vietnam residierte.
Eine Gruppe von Schülerinnen mit der gleichen Intension wurde dabei von so manchen der wenigen (!) Touris begeistert als Motiv genutzt. Gerüchten zufolge soll dabei so manche Filmrolle geopfert worden sein.
Am folgenden Morgen wurde ein Boot gechartert, um diverse alte Kaisergräber der Gegend zu besichtigen.
Feilschen leicht gemacht: Als ich meinen E-Mail-Verpflichtungen in einem Internet-Caffee in Hue nachkommen wollte, wurde mir als Preis 10.000 Dong (0,5 Euro) genannt. Auf meine Nachfrage, wie lange ich für 10.000 surfen dürfe, kam es zunächst zu betretenen Schweigen und dann zu Diskussionen mit einer Kollegin. Nach einer nochmaligen Nachfrage meinerseits hieß es dann: "OK, 5.000 Dong".
Reinigung auf Vietnamesisch: Abends suchte ich mit einigen Leuten meiner Reisegruppe eine Getränkehalle auf, in der wir noch gemütlich etwas trinken wollten. Auf meine Frage nach einem Aschenbecher reagierte die Bedienung verdutzt, brachte ihn mir aber nach kurzer Suche. Als dann andere Gäste aufbrachen, konnten wir beobachten, wie dort die Tische gereinigt wurden: Man stellte sie hochkant, ließ alles auf den Boden fallen, und kehrte anschließend denselben. Ich war wohl der Erste seit Jahren, der einen Aschenbecher verlangt hatte!
Auf der Nachtaufnahme des rechten Foto ist dieses gastliche Haus ganz links zu sehen.
Die nächste Etappe der Reise führte uns auf der Nationalstrasse 1 über den Wolkenpass und Da Nang nach Hoi An.
Hoi An, auch unter den Namen Faifo bekannt, war vom 17. bis in das 19. Jahrhundert eine der wichtigsten Hafenstädte Südostasiens. Ebenso wie Macao und Melaka war es Handelshafen für holländische, portugiesische, chinesische und japanische Schiffe.
Heute ist Hoi An eine der ursprünglichsten Städte der vietnamesischen Küste. Die Altstadt gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe, die vielen alten, und gut gepflegten Gebäude hinterlassen einen Eindruck vergangener Epochen.
Geprägt ist Hoi An vom Schneiderhandwerk, zudem haben sich hier viele Künstler niedergelassen. So kommt es, daß ganze Strassenzüge aus Schneidereien oder Künstlerateliers bestehen.
Da meine Reisegruppe für drei Nächte in Hoi An Station machte, blieb genügend Zeit, sich umzusehen. Ich nutzte die Zeit für Besichtigungstouren und zum Relaxen. Gemütlich draußen zu sitzen, das Treiben zu beobachten, und in Ruhe ein kühles Bierchen zu trinken, was gibt es besseres?
In Vietnam tragen Schüler Schulkleidung. Bei Mädchen ist dies ein meist weißes, langes dünnes Kleid. In der Monsunzeit haben die Älteren dann mit den Folgen dünner nasser Kleider zu kämpfen.....
Daher Vorsicht: In der Monsunzeit steigt die Zahl der Unfälle männlicher Mopedfahrer!
Die Altstadt von Hoi An ist recht klein. Ist man ein paar Stunden unterwegs, kennt man die meisten Cyclo- und Mopedtaxi-Fahrer fast persönlich. Als ich zum fünften oder sechsten Mal an dem gleichen Cyclo-Fahrer vorbei ging, hatte er es schon aufgegeben, mich als Kunden für sich gewinnen zu wollen. Aber vielleicht ist ja eine kleine Provision möglich? Anstatt "Do you want a cyclo, Sir?" kam mir dieses mal ein "Do you want a special girl, Sir?" entgegen. Girls werden einem als alleinreisenden männlichen Teil der Bevölkerung in Vietnam, wie überall in Südostasien, öfters offeriert. Aber er war der Erste in Vietnam, der ein "special girl" unter seinem Bekanntenkreis hatte. Was sich darunter wohl verbarg? Ich habe es unterlassen, nachzufragen, und mich freundlich verneinend bedankt.....
5 Südvietnam
Auf der längsten Busfahrt, etwa 400 km, ging es von Hoi An nach Nha Trang. Es war der erste und fast einzige Tag, an dem es regnete. Von daher kann man nur von einer optimalen Tourenorganisation reden!
Aufgrund einer Durchschnittsgeschwindigkeit von maximal 40 km/Std selbst auf der Nationalstraße benötigten wir für die Strecke fast 12 Stunden. Da war Gelassenheit gefragt, aber diese Durchschnittsgeschwindigkeit gilt landesweit für alle Fahrzeuge. Man läßt es halt ruhiger angehen in Vietnam.
Nha Trang ist eine aufstrebende Großstadt mit einem der schönsten Strände der Welt. Leider wurde aber davor gewarnt, sich nach Dunkelheit in Strandnähe zu begeben. Zwielichtige Gestalten sollen die Gegend während der Nacht unsicher machen.
Es war aber der einzige Ort der Tour in Vietnam, bei dem eine solche Warnung nötig war.
Ich nutzte den folgenden Tag zu einigen Streifzügen durch die Stadt. Neben der Long Son-Pagode über den Dächern der Stadt war die Kathedrale von Nha Trang Objekt meiner Begierde.
Die Gegend um Nha Trang ist eine Hochburg des alten Cham-Reiches. Es hatte seine Blütezeit vor etwa 1000 Jahren und erstreckte sich über Südvietnam sowie einige Teile von Kambodscha und Laos. Die Cham waren ein hinduistisches, indisch beeinflusstes Volk. Im Laufe der Jahrhunderte ging es aber in Kämpfen mit den Khmer im Westen und die Viet im Norden vollständig unter, nur ein sehr kleiner Teil der vietnamesischen Bevölkerung ist noch cham-stämmig. Neben den Fundstücken im Cham-Museum in Da Nang, zeugen einzig einige ihrer religiösen Türme und Gebäude noch von ihrer Kultur
Unsere Reise führte uns nun voller Vorfreude in das zentrale Hochland von Vietnam, nach Da Lat. Das zentrale Hochland war die einzige Gegend während unserer Tour, in der die Luftfeuchtigkeit angenehme mitteleuropäische Maße annahm. Durchschnaufen war angesagt!
Wegen des angenehmen Klimas ist Da Lat auch bei Vietnamesen, insbesondere für Hochzeitsreisen, sehr beliebt. Da Lat ist das ganze Jahr auf honeymoon eingestellt.
Nach angenehm verbrachter Nacht ging es dann in Richtung Saigon, der pulsierenden Metropole Vietnams, einem weiterem Höhepunkt der Reise.
Disneyland in Vietnam: Kurz nach der Abreise aus Da Lat machten wir einen Zwischenstop an einem Wasserfall. Zünftig in traditioneller Kleidung wartete dort ein Cowboy mit Pferd auf Kundschaft. Gegen einen geringen Obolus konnte man sich mit ihm und Pferd fotografieren lassen. Als Garnierung konnte man noch eine vietnamesische Schönheit hinzu mieten. Ob das Pferd lässig ein Kaugummi kaute, oder ob das Mädel Wiskey servierte, konnte aber nicht in Erfahrung gebracht werden. Multikulti skuril.....
On the road again, ging es auf der Nationalstrasse 1 schnurstracks nach Saigon, das nach fast 7 Stunden erreicht wurde.
Saigon ist die Wirtschaftsmetropole Vietnams und mit sechs bis sieben Millionen Einwohner auch die mit Abstand größte Stadt das Landes. Kommt man in die Außenbezirke von Saigon, fallen einem die vielen gigantischen Industrieanlagen auf. Jede Weltmarke ist hier vertreten. Vietnam ein Tigerstaat? Im Gegensatz zum eher beschaulichen Hanoi trifft dies für Saigon auf jeden Fall zu. Etwa vier Millionen Mopeds sind täglich in Saigon unterwegs und sorgen dafür, daß Saigon zu fast keiner Tageszeit zur Ruhe kommt.
Lärm und Betriebsamkeit gehören zur Stadt wie auch die ständige Veränderung. Extremes Wachstum führt dazu, daß fast überall gebaut und gewerkelt wird.
Eigentlich heißt Saigon Ho Chi Minh-Stadt, dieser Name hat sich im täglichen Gebrauch aber nicht durchgesetzt.
Ich ging am nächsten Tag zunächst einmal zu Fuß zum Ban Than-Markt. Der Markt mit seinen engen Gassen gehört zu den größten Markthallen in Saigon. Auf dem Weg dorthin ist mir der Unterschied zwischen dem Strassenverkehr in Hanoi und in Saigon leidvoll bewußt geworden. In Saigon sind deutlich mehr Autos auf den Strassen unterwegs als in Hanoi. Autos sind aber leider nicht so beweglich wie Mopeds, wie ich bei einer Strassenüberquerung feststellen mußte. Es war eng...
Um sicherer unterwegs zu sein, mietete ich mir anschließend ein Cyclo und ließ mich durch die Strassen kutschieren. Als es dann aber zum wiederholten Male in Gegenrichtung durch eine vielbefahrene Einbahnstrasse ging, war ich mir meiner Entscheidung nicht mehr sicher.
Cyclofahrer sind ein eigenes Völkchen. Meist haben sie in Saigon kein Dach über den Kopf und schlafen in ihren Cyclos. Viele waren Offiziere in der südvietnamesischen Armee und haben Stadtverbot. So auch mein Fahrer.
Aufgrund der Fahrweise vieler Cyclofahrer will die Stadtverwaltung von Saigon Cyclos von den Strassen verbannen. Man meint, sie hemmen den Verkehrsfluß. Wer weiß, wie lange man eine Cyclofahrt durch das Verkehrschaos noch geniessen kann.
Ich ließ mich von meinem Fahrer zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten fahren. Ein Ziel war die ehemalige US-Botschaft in Saigon. Von hier ging am Ende des Vietnam-Krieges der letzte Hubschrauber aus Vietnam raus, viele werden die Bilder noch im Kopf haben. Das Gelände ist inzwischen US-Konsulat, und Vietnamesen warten vor dem Eingangstor, um ein US-Visum zu bekommen.
Dann ging es u.a. noch zum Palast des ehemaligen Präsidenten von Südvietnam. Beeindruckend war hier insbesondere die Kelleranlage mit ihren unveränderten Karten-, Besprechungs- und Funkräumen. Das Haupttor des Palastes, über das am Ende des Vietnam-Krieges die Panzer der Vietcong auf das Gelände kamen, um den Präsidenten in Haft zu nehmen, war mir ebenfalls ein Foto wert.
Besichtigungen der War Remnants Museum und der Giac Lam - Pagode, der ältesten Pagode Saigons, rundeten den Tag ab.
Um zur etwas außerhalb gelegenen Giac Lam-Pagode zu gelangen, wechselte ich von Cyclo auf Moped. Der Mopedfahrer, dessen Englisch fast so gut wie mein Vietnamesisch war, versuchte, mir ein paar Damen aus seinem Freundeskreis vorzustellen. Erst als sich die Tür öffnete, und ein paar freundliche Damen mich hereinwinken wollten, wurde mir sein Ansinnen klar. Leider mußte ich aus Zeitgründen die Einladung absagen....
Von Saigon aus machten wir einen Abstecher nach Nordwesten zu den Tunneln von Cu Chi und zum Hauptquartier der Caodai-Sekte in Tay Ninh.
Das Tunnelsystem von Cu Chi diente den Vietcong im Vietnamkrieg dazu, unbemerkt in südvietnamesisch kontrollierte Gebiete zu gelangen, um dort dann Überraschungsangriffe zu starten. Es hatte eine Länge von etwa 250 km und war zu einem großen Teil in drei Ebenen angelegt. Innerhalb des Systems gab es Wohnbereiche, Lazarette, Küchen und Kommandozentralen. Da die unterste Ebene etwa 8 Meter unter der Erde lag, und die Tunnel untereinander vernetzt waren, gelang es den Amerikanern nicht, das System zu zerstören. Das Gebiet gehört zu den am meisten bombardierten Gegenden der Welt.
Ohne es zu wissen, bauten die US-Streitkräfte ein Basislager direkt auf das Tunnelsystem. Es dauerte Monate, bis sie begriffen, wieso immer wieder Soldaten Nachts in ihren Zelten erschossen wurden.
Die Tunnel waren so eng, daß die Amerikaner wegen ihrer Körpergröße kaum eine Chance hatten, diese zu betreten. Von den 16.000 Tunnelkämpfern der Vietcong, die z.T. mehrere Wochen in den Tunneln verbrachten, überlebten nur 6.000.
Ein kleines Tunnelstück wurde etwas vergrößert und kann von Touris begangen werden. Dies ließ ich mir nicht nehmen. Leider habe ich es versäumt, ein Foto im Tunnel zu machen. Die stickige, warme Luft und der krumme Rücken lenkten mich zu sehr ab.
Unweit von Cu Chi liegt Tay Ninh mit dem Hauptquartier der Codai-Sekte. Die Codai-Sekte entstand Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie versucht, durch die Verknüpfung von weltlichen und religiösen Philosophien aus Ost und West eine ideale Religion zu schaffen. Sie hat etwa 2 Millionen Anhänger und fällt dem westlichen Besucher insbesondere durch ihre Farbenvielfalt auf. Wir besuchten eine Messe, die einer Art Meditation zu einem eintönigen Singsang glich. Leider hatte ich meine Tonaufnehmmaschine vergessen, sodaß ich diesen Singsang nicht mit nach Hause nehmen konnte.
Ausgeschlafen hieß es dann am nächsten Tag Abschied nehmen von Saigon und dem klasse Pub, den ich dort gefunden hatte. Besonders bedauerte ich die armen Beer-Girls, denen es nicht gelungen war, mir auch nur ein überteuertes Forster's schmackhaft zu machen...
In aller Ruhe ging es nun Richtung Mekong-Delta nach Can Tho.
Der frühe Vogel fängt den Wurm. Nachdem wir von Onkel Ho begrüßt wurden, mieteten wir uns frühmorgens ein Boot, um ein wenig im Mekong-Delta zu schippern. Der Besuch des Floating-Marktes von Can Tho stand dabei natürlich ganz oben auf unserer Liste.
Wie schon in Hanoi, gilt auch hier: Wer einen langen Einkaufszettel hat, muß Kondition beweisen. Zur Erleichterung der Orientierung hängen aber die Waren, die auf einem Boot zu kaufen sind, weit sichtbar an einem langen Mast. Und für Erfrischung ist auch gesorgt: Es tuckern genügend Boote mit gekühlter Cola, Sprite und ähnlichem herum.
Auf einigen Booten konnte man sogar Touris sehen. Von ihnen hing aber keiner an einem Mast. Leider konnte ich den Preis für solch einen Touri nicht in Erfahrung bringen...
Nach der Bootsfahrt ging es dann ein letztes Mal mit unserem inzwischen vertrauten Bus auf Reise, nach Chau Doc an der Grenze zu Kambodscha.
6 Kambodscha
Nachdem wir uns nach einem letzten Frühstück in Vietnam von unserem vietnamesischen Guide und unserem vietnamesischen Busfahrer verabschiedet hatten, ging es mit dem Schnellboot nach Phnom Penh, welches wir nach etwa 4-stündiger Fahrt erreichten. Da die Strassenverhältnisse in Kambodscha sehr schlecht sind, manche Strassen je nach Jahreszeit auch gar nicht befahren werden können, und manche Überlandstrecken auch noch unsicher sind, ist das Schnellboot das ideale Verkehrsmittel für Touris in Kambodscha.
Nach dem Einchecken im Hotel nutzte ich den angebrochenen Tag noch zu einer ersten Erkundungstour durch Phnom Penh, der Hauptstadt von Kambodscha. Das eine oder andere Ankor-Beer rundete anschließend den Tag ab.
Bezahlen in Kambodscha: Überrascht mußte ich feststellen, daß fast alle Waren in US-Dollar ausgezeichnet waren. Der Riel, die Landeswährung, war nur eine Art Zweitwährung. Da nur ganze Dollarnoten verwendet werden, war er eine Art Cent-Ersatz. Man achte also darauf, genügend kleine Dollarnoten mitzunehmen. Man kann aber natürlich auch alles in Riel bezahlen.
Was einem sofort in Phnom Penh auffällt, sind die vielen Minenopfer und die Bettler. Einen ersten Eindruck hiervon konnte man schon in Saigon bekommen, aber Phnom Penh übertraf dies bei weitem. Kambodscha gehört zu den ärmsten Lädern der Welt, und die Menschen sind zudem in der jüngeren Geschichte noch von Pol Pot und seinen Schergen auf das Schlimmste misshandelt worden. Mit den Folgen in Form von Minen wird Kambodscha noch Jahrzehnte leben müssen.
Sitzt man vor einem Lokal beim Essen oder Trinken, gehört es zum normalen Strassenbild, daß einen ein Bettler nach dem anderen, oft Minenopfer, anspricht und um etwas Geld bittet. Bettler, die Opfer einer Mine geworden sind, wissen zudem um ihre Schockwirkung bei Touristen und stellen ihre Behinderung offensiv zur Schau.
Oft wird auch versucht, Dinge wie kopierte Bücher oder ähnliches zu verkaufen. Wie geht man damit um? Man lässt sich zumindest nichts anmerken. Ab und zu gibt man mal etwas, aber man kann nicht jedem etwas geben. Und den vielen Kindern sollte man prinzipiell kein Geld geben, höchstens nützliche Dinge wie Seife, Zahnbürsten, usw..
Man bereist das Land, lässt also Geld dort, schafft Arbeitsplätze. Ein Bild wie eine junge Mutter oder Schwester von vielleicht 14 Jahren mit einem umgewickelten kleinen Baby läßt einem äußerlich kalt.
Als ich dann aber ein 4-5 jähriges bettelndes Mädchen sah, das schwer an einem umgewickelten kleinen Baby trug, ...
Von all diesen Bettlern und Minenopfern gibt es natürlich kein Foto, sie gehören aber zum Stadtbild.
Zum Land gehört aber auch die Freundlichkeit und Lebensfreude der Menschen. Wenn man bedenkt, auf welch dünnem Eis die Meisten leben, ist dies schon sehr bemerkenswert.
Der folgende Tag begann mit einer Stadtrundfahrt. Zunächst besichtigten wir den farbenfrohen, sehr gepflegten Königspalast. Dann ging es zum Nationalmuseum und zum Wat Phnom, der Pagode in der Mitte der Stadt, die ihr den Namen gab.
Anschließend ging es vor die Tore der Stadt. Mitte bis Ende der 70er Jahre herrschte Pol Pot in Kambodscha. Sein Ziel war der perfekte kommunistische Bauernstaat. Eine seiner ersten Maßnahmen war die Entvölkerung der Millionenstadt Phnom Penh. Ausnahmslos jeder mußte aufs Land. Einzig die Gebäude seiner Regierung und das Foltergefängnis S-21 waren nicht menschenleer.
Dann wurde jeder, der in irgendeiner Weise intellektuell war oder auch nur so aussah, gefoltert und ermordet. Es reichte, eine Fremdsprache zu beherrschen oder eine Brille zu tragen. Dabei galt das Prinzip der Sippenhaft, d.h. ganze Familien samt Kindern und Babys wurde ermordet.
In der Nähe von Phnom Penh gibt es eine Gedenkstätte, die unter den Namen Killing Fields bekannt ist. Hier mußten die Misshandelten Gräber ausheben, in denen sie, nachdem man sie ermordet hatte, verscharrt wurden. Um Kugeln zu sparen, wurde Babys an einem Baum geschlagen. Erwachsene und Kinder wurden mit den Spaten erschlagen.
Die meisten Massengräber in Killing Fields wurden, nachdem Pol Pot von den Vietnamesen vertrieben wurde, ausgehoben, die Gebeine zum Gedenken in einem Mausoleum aufgebahrt. Beim Gang über die Massengräber sieht man an vielen Stellen noch Kleidungsstücke und Gebeine von noch nicht geborgenen Opfern. Es herrscht eine bedrückende Stille über dem Gelände.
Nach der beeindruckenden, aber auch sehr erschütternden Stadtrundfahrt beendete ich den Tag an der Riverside von Phnom Penh.
Free of charge: Als ich abends mein wohlverdientes Angkor-Beer genoß, wurde mir dieses köstliche Getränk in einem wunderschönen Angkor-Beer-Glas serviert. Dieses Glas mußte ich haben! Auf meine Frage, was dieses Glas denn kosten würde, nannte mir die Bedienung nach Rückfrage beim Wirt einen geringen Betrag, den ich dann auch zahlte. Als ich dann aufbrechen wollte, lief die Bedienung auf mich zu, und drückte mir mit den Worten "It's for free" das Geld wieder in die Hand. So kam ich umsonst zu einem der besten weil authentischsten Mitbringsel meiner Tour, da es mir gelang, es heile bis nach Hause zu transportieren.
Am nächsten Tag war Bootfahren angesagt. Mit dem Schnellboot für 25 US-Dollar ging es innerhalb von sechs Stunden auf dem Tonle Sap von Phnom Penh nach Siem Reap, der Hauptstadt der Angkor-Region. Die Fahrt war über weite Strecken ein einziger Rausch. Das Boot am heizen, der Fahrtwind im Gesicht, die Motoren am dröhnen, stehend an der engen Reling mit einem Walkman auf voller Lautstärke, zieht eine bizarre Landschaft an einem vorbei. Einer der Höhepunkte der Reise!
Nun war es erreicht, das geheimnisvolle Angkor. Angkor steht für eine Reihe von Tempelanlagen, von denen Angkor Wat die größte ist. Die einzelnen Tempelanlagen wurde im Laufe mehrerer Jahrhunderte gebaut, die ersten vor etwa 1200 Jahren. Dann waren sie für mehrere Jahrhunderte im Urwald verschollen. Erst 1860 wurden sie für die westlichen Welt wieder entdeckt.
Wir starteten frühmorgens, um einen ganzen Tag in den Tempelanlagen verbringen zu können.
Faszinierend ist neben der einzigartigen Atmosphäre der Tempel das Zusammenspiel zwischen ihnen und der Natur. Bäume, die sich in die Felsen fressen, und oft nur Trümmer hinterlassen. Leider ist der Urwald, den ich mit den Namen Angkor immer in Zusammenhang brachte, in den meisten Anlagen gerodet.
Am frühen Nachmittag erreichten wir dann Angkor Wat, den größten Sakralbau der Welt. In seiner Blütezeit lebten in Angkor Wat 20.000 Menschen. Es steht zu befürchten, daß es in wenigen Jahren wieder soweit sein wird. Immer diese Touris!
Während des Sonnenuntergangs in Angkor Wat mit dem Walkman leise Alan Parson Project hören, ein Erlebnis wie von einer anderen Welt.....
Der letzte volle Tag der Reise durch Vietnam und Kambodscha war angebrochen. Viele aus der Reisegruppe nutzten ihn nochmal zu Streifzügen durch die Tempel von Angkor. Ich ließ es ruhig angehen, schaute mir Siem Reap an, die touristische Boomtown Kambodschas, und ging noch etwas einkaufen.
Abreise, welch garstiges Wort. Aber heute war es soweit. Vom Flughafen Siem Reap ging es nach Singapore, wo mich schon meine alte Bekannte, die Raucherterrasse, erwartete. Nach kurzem, knapp 8-stündigem Aufenthalt auf dem Flughafen ging es dann weiter Richtung Frankfurt. Hier sprang ich auf den nächsten ICE nach Aachen, um mich zwei Tage später übermüdet auf der Arbeit wiederzufinden...
Anmerkung: Ein Mitglied der Reisegruppe (der Herr ganz hinten auf obigen Abschlußbild) hat von der Reise einen stimmungsvollen, ca. 1 Std. langen semiprofessionellen Film zusammengestellt. Zu einen Unkostenbeitrag von 5€ plus Versandkosten kann man den Film bei ihn bestellen. Anfragen per E-Mail an: wprinsd@gmx.net
Letzte Änderung: 12.05.12